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02. Oktober 2015

Stenzel: Ärzte-Notstand in Wien: akuter Mangel an Hausärzten

Zu wenig Spitalsbetten, zu wenig Ärzte, zu wenig Anreize für Jung-Ärzte

Wien (OTS) - Die Stadt Wien hat auch in der Gesundheitspolitik versagt, weil die medizinische Versorgungssicherheit in vielen Bereichen nicht mehr gegeben ist - allein 300 niedergelassene Allgemeinmediziner fehlen. Dies erklärte heute Bezirksvorsteherin Ursula Stenzel in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit FPÖ-Wien Stadtrat David Lasar und verlangte eine konsequente Kurs-Korrektur.

300 Hausärzte fehlen

Auf der einen Seite wurden und werden Spitalsbetten von Jahr zu Jahr weniger. Auf der anderen Seite ist die Zahl der niedergelassenen Allgemein-Mediziner, aber auch der niedergelassenen Fachärzte rückläufig. In Wien ist die Lage - im Vergleich zu anderen Bundesländern - besonders kritisch. Wegen der Überalterung gehen viele Ärzte derzeit in Pension. Gleichzeitig funktioniert die Nachbesetzung durch jüngere Kollegen nicht, weil Medizin-Absolventen andere Länder wie Deutschland oder die Schweiz vorziehen, wo sie mehr verdienen und bessere Arbeitsbedingungen und weniger Bürokratie vorfinden. Statt diese Defizite auszugleichen, reduziert die Gebietskrankenkasse die Zahl der Verträge mit niedergelassenen Ärzten.

Ursula Stenzel wörtlich: "Dadurch kommt es zu einem unverantwortlichen Ärzte-Mangel. Dieser Ärzte-Notstand muss beseitigt werden - durch generell bessere Arbeitsbedingungen für die Ärzte, durch Starthilfen für das Einrichten von Ordinationen und das zur Verfügung stellen von Wohnraum, sowie durch eine generell bessere Honorierung". Es ist völlig unverständlich, dass ein niedergelassener Allgemein-Mediziner pro Patient für ein Quartal (3 Monate) Betreuung des Patienten - unabhängig wie oft er die Ordination aufsucht - im Durchschnitt lediglich EUR 42,-- erhält. Auch dass ein Arzt für einen Hausbesuch bzw. einer Visite außerhalb der Ordination lediglich EUR 42,-- verrechnen kann, ist für Bezirksvorsteherin Stenzel "ein unwürdiger und unhaltbarer Zustand".

Zum Hausärzte-Notstand gesellt sich in Wien auch ein empfindlicher und unverantwortbarer Mangel an Fachärzten und an Abteilungen für Neurochirurgie, Augenchirurgie, Herzchirurgie sowie Chirurgische Orthopädie.

Zwt.: Gelder gesetzeskonform einsetzen

Der Landeshauptmann und Bürgermeister der Stadt Wien hätte sich zudem dafür einsetzen müssen, dass der Hauptverband der Krankenversicherungsträger die finanziellen Mittel "gesetzeskonform" einsetzt - dass die Ärzte entsprechend honoriert und ausreichend Verträge mit niedergelassenen Ärzten abgeschlossen werden. "Der heute herrschende Ärzte-Mangel ist u.a. auch darauf zurückzuführen, dass Entwicklungen wie die Altersstruktur, die Abwanderung von Medizinern und die Auswirkungen des durch die EU bedingten Arbeitszeitgesetzes für Ärzte jahrelang ignoriert wurden".

Zahl der Senioren steigt - Zahl der Mediziner sinkt

Dazu kommt, dass die Zahl der Senioren steigt - bei einem ständigen Zuwachs der Bevölkerung ist zwar der Prozentsatz von 17 % gleichbleibend, aber die absoluten Zahlen steigen natürlich, erläuterte Ursula Stenzel. "Viele Senioren sind in ihrer Mobilität eingeschränkt, können also auch nicht in Gruppen-Praxen (PHC -Primary Health Centers) kommen. Dazu kommt ein eklatanter Mangel an Pflegebetten. Derzeit gibt es in Wien für 300.000 Senioren lediglich 4.675 Pflegebetten der Stadt Wien. Das ist eine dramatische Unterversorgung.

Nicht alle können sich private Pflegeheime leisten und wollen vielfach auch nicht in Pflegeheime gehen, sondern ziehen es vor, zu Hause zu bleiben und dort medizinisch betreut zu werden.

"Hier schließt sich der Kreis: diese große Lücke könnte von Hausärzten geschlossen werden, die auch zusätzlich eine koordinierende Funktion für die medizinische und pflegerische Versorgung von Senioren bzw. Patienten wahrnehmen könnten". Nur eine konsequente Kurskorrektur in der Gesundheitspolitik die Versorgungssicherheit in Zukunft wieder gewährleisten, schloss Bezirksvorsteherin Stenzel.

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