Wien (OTS) - Ab morgen beraten in Wien Vertreter der UNESCO-Organisation ICOMOS, die den Weltkulturerbe-Status verleiht, mit österreichischen Bundes- und Landespolitikern. Hintergrund: Damit die Wiener Altstadt diesen Titel erhielt, musste sich die Stadt verpflichten, auf den Bau von Hochhäusern im schützenswerten Areal zu verzichten. Verstöße gegen diese Auflage können Sanktionen und letztlich sogar den Verlust des Titels zur Folge haben. Wiens FPÖ-Landtagspräsident Johann Herzog: „Diese Gefahr ist durchaus real. So wurde etwa Dresden der Status wieder aberkannt, weil eine überdimensionierte und unpassende Brücke über die Elbe errichtet wurde.“ Herzog schwant Ähnliches in Wien: „Rot-Grün scheint sogar wenig Interesse daran zu haben, den Titel weiter zu halten. Wird er aberkannt, dann öffnet die Stadtregierung den Immobilien-Spekulanten sämtliche Tore. Rot-Grün spielt also anscheinend Steigbügelhalter für die Bau-Lobby.“
Konkret führt Herzog die geplante Hochhaus-Verbauung hinter der Ringstraße an. Die Projektbezeichnung „Glacis“ soll vortäuschen, dass es sich um Freiflächen handelt, die da nun für Private zur Verfügung gestellt werden sollen, vermutet Herzog. Der freiheitliche Politiker:
„Was für ein Interesse Rot-Grün hat, die Verbauung voranzutreiben, ist nicht ganz klar. Jedenfalls könnte die kulturelle Identität der Wiener Innenstadt massiven Schaden nehmen.“
„Beim Hotel Intercontinental, welches mitten in der Zone liegt, soll unter anderem ein 70 Meter hoher Turm errichtet werden. Das ist mit dem Weltkulturerbe-Status ganz klar nicht vereinbar“, so Herzog, „ebenso wenig, dass der Eislaufverein um 90 Grad bis in die Straße hinein geschwenkt werden soll, um Platz für Monster-Bauten zu schaffen.“ Diesbezüglich wären drei Anträge relevant: Der erste ist der Bau-Antrag im Gemeinderat, dem SPÖ, ÖVP und Grüne zustimmten. Ein weiterer Antrag gegen die Pläne im Bezirksparlament der Landstraße wurde von Rot und Schwarz niedergestimmt. Herzog: „Die Grünen spielten hier ein doppeltes Spiel: Nachdem sie im Gemeinderat den Weg zum Bau freigemacht haben, lehnten sie ihn im Bezirk mit uns gemeinsam ab. Das ist wenig glaubwürdig.“ Im dritten bedeutenden Antrag sprach sich die Bezirksvertretung der Inneren Stadt einstimmig gegen den Bau aus. Folge: Der kleine Teil des Eislaufvereins, der zur Inneren Stadt gehörte, wurde gekürzt. Jetzt ist der erste Bezirk nicht mehr betroffen und in Folge ist der Beschluss gegen die Verbauung hinfällig.
„Der Weltkulturerbe-Status muss auf alle Fälle aufrecht erhalten bleiben“, fordert Herzog. „Aus Gier nach dem schnellen Geld Verbrechen an der Wiener Altstadt zuzulassen, ist grob fahrlässig. Unsere Altstadt ist einzigartig und muss als Gesamtkunstwerk erhalten werden. Ich hoffe dringend, dass Rot-Grün noch rechtzeitig zur Einsicht kommt, bevor sie unwiederbringlich verloren ist“, so Herzog abschließend.